Anlässlich des Europatages erhielt das Friedrich-Spee-Gymnasium in Geldern am 04.05.2018 Besuch von hochrangigen Politikern. Die Europaparlamentarier Elmar Brok (CDU) und Jens Geier (SPD) sowie der Bundestagsabgeordnete Stefan Rouenhoff (CDU), die auf Einladung des Leistungskurses Sozialwissenschaften in Geldern waren, vertieften sich in eine lebhafte Diskussion über die Zukunft der Europäischen Union.
Es waren Fragen zu brandaktuellen Themen wie dem demografischen Wandel und Migrationsbewegungen, die den jungen Erwachsenen unter den Nägeln brannten. Damit bewiesen die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q1, dass Politikverdrossenheit für sie kein Thema ist. Auch Schulleiter Karl Kirchhart lobt das besondere Engagement der Schüler: ,,Ich erinnere mich an den Europatag aus meinen Zeiten als Schüler. Damals hat der immergleiche Referent über die Europäische Union berichtet. Diskussion gab es nicht. Es ist toll, was die Schüler hier auf die Beine gestellt haben.“
Die Veranstaltung, die unter dem Motto ,,(M)ein Europa 2025“ stand, wurde mit einem von den Schülern selbst gedrehten Kurzfilm eröffnet, in dem Passanten und Mitschüler ihre Meinung zur Europäischen Union äußerten. Auch während der Veranstaltung konnten sich die Zuschauer über einen Fragebogen einbringen.
Nach einer kurzen Vorstellung der Politiker begann die Podiumsdiskussion, die sich zunächst mit den Faktoren, die Europas Zukunft prägen, auseinandersetzte. Im Fokus standen dabei vor allem die demografischen Herausforderungen. ,,Wenn die Geburtenraten sinken und die Menschen durch verbesserte Gesundheitsversorgung zugleich immer älter werden, stellt das unsere Rentensysteme vor enorme Herausforderungen.“, äußerte Brok auf die Fragen der Moderatoren. Zuwanderung von jungen, erwerbsfähigen Menschen könne die Alterung der Gesellschaft verlangsamen, dafür müsse allerdings ein Einwanderungsgesetz geschaffen, entgegnete Geier. Zugleich müsse auch darauf geachtet werden, ,,dass man den Ländern, von denen man die neuen Arbeitskräfte beziehe, nicht ihre Entwicklungschancen nimmt. Wir haben spezielle Hilfsgelder für europäische Staaten, die wirtschaftlich schlechter bestellt sind.“
Zugleich müsse man sich auch dem Ursprung des demografischen Problems widmen. In Frankreich sei die Geburtenrate längst nicht so niedrig wie in Deutschland. ,,Das liegt daran“, so Rouenhoff, ,,dass die Politik dort familienfreundlicher ist. Der deutsche Bundestag arbeitet aber an ähnlichen Konzepten, wie dem Ausbau von Kitas, und es sind bereits erste Erfolge zu erkennen.“
Auch auf die Wirtschaft habe der demografische Wandel gravierende Auswirkungen. ,,Um die aktuelle Wirtschaftsleistung Europas zu erhalten, muss die junge Generation mehr leisten. Die Anforderungen an den Einzelnen werden größer und Bildung damit immer wichtiger.“, ließ Geier verlauten.
Bürgernähe war ebenfalls ein Thema. Das Publikum hatte die Europäische Union in der Umfrage zuvor als eher bürgerfern bewertet. ,,Die EU gilt dann als besonders bürgernah, wenn sie sich mit den Problemen und Sorgen ihrer Bürger befasst. Daran müssen wir arbeiten.“, waren sich alle einig.
Es war eine rundum gelungene Veranstaltung am Friedrich-Spee-Gymnasium. ,,Die Organisation war aufwändig und hat viel Zeit beansprucht, aber insgesamt können wir auf eine sehr anregende Diskussion zurückblicken. Es ist toll, dass die Schule und unser Lehrer Herr van Wickern diesem Projekt zugestimmt haben und wir auf diese Weise unsere eigenen Ideen umsetzen konnten.“, sagt Moderatorin Lena Bexte, die das Projekt gemeinsam mit ihren Mitschülern seit Mitte März vorbereitet hat. Auch das Publikum war begeistert. ,,Ich war sehr positiv überrascht von der Veranstaltung.“, erklärt Schüler Nils Houken. ,,Die Politiker waren plötzlich nicht mehr so unantastbar wie sonst.“
Auch Sowi- und Geschichtslehrer Stefan van Wickern, der die Schüler während der Vorbereitungszeit unterstützt hat, weiß das politische Interesseseiner Schüler zu schätzen: ,,Das persönliche Erleben von Politikern aus dem Europaparlament und die Diskussion mit diesen bedeutet einen großen Mehrwert für die Schülerschaft, daher ist der Europatag auch so wichtig. Zumal der Stellenwert, den Brüssel mittlerweile innehat, in der Öffentlichkeit auch völlig falsch wahrgenommen wird.